Vitra Home Stories for Winter 2022

Drei Länder, drei Wohnstätten, drei Lebenswelten. Kommen Sie mit nach Gent, Lyon und Hamburg in den neuen Vitra Home Stories for Winter.

von

Natalie Glebe

Veröffentlicht am:

November 1, 2022 00:00

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Diesen Winter blicken wir gemeinsam mit Vitra hinter die Fassaden von drei Häusern. Zuerst besuchen wir in der Altstadt von Gent die Kunstsammelnden Karin und Xavier Donck. Dann sind wir im ländlichen Idyll von Innendesignerin Adeline und Landwirt Florent Maillet zu Gast. Und schließlich erwartet uns der Künstler Paul Schrader in seiner Hamburger Großstadtoase, wo er lebt und arbeitet. Diese drei Orte und ihre Einrichtungen sind so unterschiedlich wie ihre Bewohner – akzentuiert durch die Produkte von Vitra.

Altstadt-Haus in Gent der Kunstsammelnden Karin und Xavier Donck

»Jeder Gegenstand hat seine Geschichte. Je mehr Objekte aus aller Welt man besitzt, desto mehr hat das eigene Zuhause zu erzählen.«

Bei Innendesignerin Karin Donck und Architekt Xavier Donck ist alles stets im Fluss. Wenn sie in der Stadt unterwegs sind, machen sie sich immer auf die Suche nach etwas Besonderem. Irgendetwas würden sie immer finden: Mal verlieben sie sich in ein Kunstwerk oder ein Möbelstück, ein anderes Mal in ein hübsches Objekt oder eine Pflanze. Sobald sich diese Dinge in ihrem Besitz befinden, wechseln sie immer wieder den Ort, wandern durchs Haus. Als Paar sind sie sich glücklicherweise in ästhetischer Hinsicht einig – und auch ihre Kinder ziehen mit: Sie nehmen sich gern die Dinge, die sie mögen oder für sich beanspruchen. Karin und Xavier haben keinen Zweifel daran, dass die Objekte sie überleben werden. Das sei ein schönes Gefühl. 

Die Entwicklung des gemeinsamen Geschmacks sei das Ergebnis eines ständigen Austausches. Sie arrangieren viel um, dabei gehen Zweifel und Intuition Hand in Hand. Aber aus Zweifel erwachse Kreativität. Das Haus in der Genter Altstadt ist ein schönes Beispiel für diesen Prozess: Gut möglich, dass an einem Tag das Esszimmer mit dem Wohnzimmer getauscht und am nächsten Tag alles wieder zurückgebaut wird, wenn das Ergebnis nicht gefällt. 

Das Leitmotiv sei dabei immer ein Zuhause, das ihren Freunden und der Familie offensteht. Alle Kinder besäßen einen Schlüssel, Besitzansprüche seien ihnen fremd. Das Haus soll genutzt werden, als wäre es auch immer noch das Zuhause der erwachsenen Kinder. Dabei ist der Esstisch das wichtigste Möbelstück: hier kommen alle bei gutem Essen und Wein gemütlich zusammen. Dafür brauche es bequeme Möbel, eine liebende Familie und gute Freunde. Gute Gespräche entstünden so von alleine – für sie die Quintessenz des Lebens.

Bauernhof in Lyon von Innendesignerin Adeline Maillet und ihrem Mann Florent

»Unser Leben wird durch Jahreszyklen bestimmt, nicht durch Zeitdruck. Wir versuchen, unseren eigenen Rhythmus zu finden. Indem wir den Bauernhof wieder zum Leben erwecken, knüpfen wir ein Band zwischen den Urgroßeltern und Enkeln.«

Bevor Familie Maillet vor etwa 15 Jahren den Familienhof übernahm, hatten sie zehn Jahre lang in der Stadt gelebt. Als der Gedanke konkret wurde, dachten sie sich, dann müssten sie das Haus bauen, von dem sie schon immer geträumt haben. Es sollte ein Haus werden, das sich in die Landschaft einfügt, in die Natur und Felder – nicht aneckt oder stört. Ein Haus, das sich wie ein »menschliches Zuhause« anfühlt, schlicht und ohne Schnickschnack. Sechs Schlafzimmer und vier Etagen bräuchten sie nicht. Ein Holzofen, der Körper und Herz wärmt, große Fenster, die viel Licht hineinlassen und viele Pflanzen lassen Adeline, Florent und ihre Kinder sich innerlich und äußerlich frei fühlen. Die Natur und das Licht schmücke ihr Zuhause, nicht sie selbst. Es ist eben ihr Traum-Zuhause in der Natur.

Kaum sei der Frühling da, wären sie ständig draußen: in der Erde wühlen, Bäume beschneiden, den Rasen mähen, Hecken und Bäume pflanzen. Im Winter hingegen säßen sie oft drinnen am Kamin. Dafür sammeln sie bereits im Frühjahr das Holz. »Slow life, slow food« liegt im Trend. Für Familie Maillet ist es kein Trend, sondern ihr Leben. Einige ihrer Tiere sind mittlerweile schon zehn bis fünfzehn Jahre alt. Die Spuren ihrer Vorfahren, denen der Hof einst gehörte, sind allgegenwärtig: in der Landschaft, in den Begrenzungsmauern, in der Form der Beete und Felder, in den Obstbäumen, die sie einst gepflanzt haben. Ihre Möbel wählen sie nach dem gleichen Credo aus – ob etwas Geschichte hat und Gefühle weckt. Dabei legen sie vor allem Wert auf Holz, denn Holz ist bodenständig und beruhige: »Wir möchten etwas Hochwertiges besitzen, das wir an unsere Kinder weitergeben können.«

Atelier und Zuhause des Künstlers Paul Schrader in Hamburg

»Malen ist etwas sehr Intimes – man muss sich sicher und entspannt fühlen. Dazu braucht es einen Ort, an dem man sich fallen lassen kann.«

Nach dem Abitur dachte Paul Schrader nicht, dass Künstler ein echter Beruf sein könnte. So studierte er zunächst Jura und arbeite als Anwalt – wobei das Malen ihn immer begleitete. Wenn man für etwas brenne, werde Energie freigesetzt. Dann sind plötzlich Dinge möglich, die nicht erreichbar schienen, sagt er. Inspiration ist für ihn wie eine Quelle oder ein Fluss: die nächste Idee kommt bestimmt, nur wann, ließe sich nicht sagen. Das könne nachts oder in der U-Bahn sein – für ihn sind es aber vor allem Farbkombinationen, innere Bilder und Traumlandschaften. Dieses Gefühl drücke er dann in Farbe aus.

Paul Schrader lebt und arbeitet an unterschiedlichen Orten, aber seine Basis ist in Hamburg. Hier malt er am liebsten. Sein Haus ist wie eine Leinwand: vor den hohen weißen Wänden und Decken stellt er seine Kunstwerke aus. Seine Möbel komponiert er ähnlich wie ein Gemälde – man kreiert es, entwickelt es und dann ist es unveränderlich. Seine Möbel bleiben dort stehen, wo er sie platziert. In der Möbelfrage verfolge er keine Strategie, denn wenn ihm etwas gefalle, dann ist das so und am Ende passe alles irgendwie zusammen. Wie ein Kunstwerk kann auch ein Möbelstück als Zeitkapsel wirken. Der Schaffensmoment ist vorüber, aber jemand hat es gemalt oder, im Fall des Möbelstücks, entworfen. Wenn man ein Kunstwerk betrachtet, erkenne man einen darin liegenden Wert, eingebettet in einen kulturellen Kontext. Der Erschaffer, die Zeit und das Werk verschmelzen zu einer Idee. Das gelte auch für klassische Möbel.

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